Netzwerk-Apéro Interface

Mit dem Smartphone zu psychischer Gesundheit

Können Apps&Co. eine Ressource für die psychische Gesundheit von Jugendlichen sein?

Netzwerk-Apéro Interface

Das Handy als Retter bei psychischen Beschwerden. Die neue Studie von Interface Politikstudien, finanziert von der Stiftung Sanitas Krankenversicherung, wird präsentiert von Studienleiterin Dr. Anina Hanimann. Fazit: Smartphones können tatsächlich hilfreich sein. Die Diskussion mit den rund 80 Gästen ist rege, wird moderiert von Riccarda Schaller von Schalltter. Das Netzwerken am Apéro riche kommt nahezu ohne Smartphones aus. Ermöglicht wird der Anlass durch die Stiftung Sanitas Krankenversicherung und Interface Politikstudien Forschung.

Alt-Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler, Präsidentin des Luzerner Forums, begrüsst die Anwesenden, ist neugierig: «Überall sind alle am Handy. Jetzt kommt die Studie. Ich bin gespannt, was wir erfahren.» Dr. Oliver Bieri, Interface Politikstudien, führt ins Thema: «Unsere Frage: Was bewirken digitale Helfer in Sachen Gesundheit, sogar in der Therapie?»

Eine weitere Frage stellt Dr. Isabelle Vautravers, Geschäftsführerin der Stiftung Sanitas Krankenversicherung, die die Studie massgeblich mitfinanziert hat, in ihrer Einführung ins Thema: «Fordert die Digitalisierung die Solidarität heraus?» Was also bedeutet Digitalisierung für das zwischenmenschliche Miteinander?

Die Antworten präsentiert Dr. Anina Hanimann, Fachbereichsleiterin Gesundheitsförderung und Prävention, Interface Politikstudien. Bei der hohen Prävalenz von psychischen Beschwerden bei Jugendlichen stellt ihre Studie die Frage: Inwiefern ist die Digitalisierung auch Helfer – zumal die Jugendlichen über ihre Smartphones permanent erreichbar sind? Das Web ist prägend, immer präsent, besonders für die Informationssuche. Dr. Hanimann: «Viele junge Menschen suchen Gesundheitsinformationen online.» Die Studie untersucht Literatur, befragt Fokusgruppen (16 Personen zwischen 16 und 25 Jahre alt) und führt Interviews mit ExpertInnen.

 

Von Informationen bis zu Games

Digitale Helfer gibt es als App und auf Websites sowie sogar als Online-Spiele, die das Wohlbefinden steigern sollen. Genutzt werden diese Helfer nicht regelmässig, sondern hauptsächlich bei akuten Fragen. Die Topthemen sind Konzentrations- und Schlafprobleme. Und klar ist, dass Kosten die Nutzung hemmen: Gibt es eine Bezahlschranke, führt sie zum Abbruch.

Dennoch darf Dr. Hanimann feststellen: «Die Wirkungen digitaler Helfer sind belegt, allerdings sind sie klein bis moderat.» Diese Wirkungen bestehen darin, dass das Wissen der NutzerInnen wächst; und darin, dass die Nutzer:innen ihre zwischenmenschlichen Kompetenzen verbessern. Damit gibt es auch eine positive Antwort auf die Frage nach der Solidarität: Die Kommunikation mit anderen verbessert sich, auch das stärkt die Solidarität.

Auf die Frage, ob nicht statt des digitalen Angebotes das analoge ausgebaut werden soll, antwortet Dr. Hanimann: «Digitale Helfer sind ein Sprungbrett, um in die Versorgung zu kommen, falls nötig.» Ausserdem trägt diese Digitalisierung zur Entstigmatisierung psychischer Beschwerden bei.

Risiken und Potential

Doch gibt es auch Risiken: Die Qualitätssicherung ist nicht gegeben; die digitalen Helfer können in die Abhängigkeit führen, die Tendenz zur Isolierung verstärken; und es kann unklar sein, wann reale Hilfe benötigt wird. Dazu kommen Fragen zum Datenschutz.

Digitale psychologische Helfer haben vor allem ein zweifaches Potential: erstens zur Sensibilisierung, Entstigmatisierung und Information; zweitens zur Überbrückung von Wartezeiten bei Versorgungsengpässen. Zur Erstellung solcher Angebote ist es zwingend, dass sie konsequent mit jungen Menschen entwickelt werden und dass vertrauenswürdige Akteure hinter solchen Angeboten stehen.

Ready4Life, die Lungenliga-App

Ein Beispiel für einen digitalen Helfer präsentiert Sarah Eichele-Eschmann, Mitglied nationale Projektleitung «Ready4Life», und zwar die App mit demselben Namen. Diese App bringt Jugendliche niederschwellig dazu, sich mit Themen rund um Gesundheit zu befassen. «Jährlich bis zu 10'000 Jugendliche haben sie bislang heruntergeladen», so Sarah Eichele-Eschmann. Finanziert wird die App von der Lungenliga, das Thema Sucht gehört ja auch zu Gesundheit. Warum als App? «Am Phone erreicht man Jugendliche da, wo sie sind.» Zur Entwicklung einer solchen App, da ist sich Sarah Eichele-Eschmann mit Dr. Anina Hanimann einig, ist der Einbezug der Zielgruppe entscheidend: «Wichtig ist, die peers in die Co-Produktion einzubinden.»

 

Riccarda Schaller, SCHALLTTER Politik. Kommunikation., führt durch die anschliessende Diskussion und gibt Hannes Blatter, Geschäftsführer des Luzerner Forums, das Schlusswort. Der Dank für die Ermöglichung dieses Anlasses gilt der Stiftung Sanitas Krankenversicherung und Interface Politikstudien Forschung. Am Apéro riche findet die Diskussion ihre Fortsetzung.

 

Die Studie und die Medieninformation dazu stehen als PDF auf der Seite der Sanitas zur Verfügung:

Die Studie und Medieninformationen

 

Ready4Life:

https://www.r4l.swiss

 

 

Photos der Veranstaltung

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Video der Veranstaltung

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Referentinnen und Referenten


Moderation

Veranstaltungsort

Hochschule Luzern Wirtschaft
Auditorium
Zentralstrasse 9
6002 Luzern

Veranstaltungspartner